Fundskizze, Tetralophodon von Hohenwarth, 1954
Auszug aus dem Fundbericht des Krahuletz-Museums, Tetralophodon von Hohenwarth, 12. und 13. Dezember 1954:
„Fundbericht: 145[_1]
Krahuletz-Museum
der Stadt Eggenburg
Mastodon-Schädel
Hohenwarth
1954
Gegenstand: Mastodon-Schädel
Fundort: Hohenwarth, Ger.Bez. Ravelsbach, Nd.Öst. Bez. Hollabrunn
Zeit: 12. und 13. Dezember 1954.
[…]
Fundgeschichte:
Die Straße von Hohenwarth nach Groß-Meiseldorf führt beim Ortseingang in Hohenwarth durch einen alten Hohlweg, der in die Schotter- und Lößschichten des Kirchenberges tief eingeschnitten ist. Um das ständige Abrieseln der steilen Schotterböschungen zu verhindern, beabsichtigte die Gemeinde Hohenwarth an beiden Straßenseiten je eine Steinmauer aufführen zu lassen. […] Bei diesen Erdarbeiten stießen die Arbeiter Adolf Kraft und Josef Karwan auf den Hinterkopf des Mastodonschädels, den sie aber nicht als Knochen erkannten und daher als vermeintlichen Schotter mit der Spitzhacke stückweise abgruben. Die Bruchstücke wurden abtransportiert und als Beschüttung eines Feldweges verwendet
Erst als man auf die zwei rückwärtigen Molare des Oberschädels kam, vermutete man, daß es sich um Zähne eines vorweltlichen Tieres handeln könnte und der Strassenwärter Leopold Paschinger verständigte den Schulleiter des Ortes, der wiederum dem zuständigen Krahuletzmuseum in Eggenburg eine telefonische Fundmeldung zugehen ließ. Kustos und Präparator des Krahuletz Museums begaben sich sofort nach Hohenwarth. An den aus dem Schotter herausragenden Molaren erkannte man sogleich, dass es sich um die Reste eines Mastodon handeln müsse. […]
Noch vor Eintreffen der Fundmeldung in Eggenburg hatten sich einige Andenkenjäger, die zufällig mit Autos an der Fundstelle vorüberkamen, als Beamte eines „Wiener Museums“ ausgegeben und Zahnreste mitgenommen. Da sie aber einige Stunden später neuerlich zur Fundstellen [sic] zurückkehrten, um neue Stücke zu erbeuten, wurden sie von den Erdarbeitern erkannt und mußten die Fundstücke (2 Molare) wieder herausgeben. Auch einige Schulkinder sollen Zahnreste fortgetragen haben, doch waren diese Stücke nicht mehr zu finden.
Die Bergung des Fundes:
Das Wetter war für Arbeiten mit Gips oder sonstigen Hilfsmitteln denkbar ungünstig, da es ziemlich kalt war (0°) und ständig Regen und Schnee fielen. Die Fundstelle war 15 cm mit Lößbrei bedeckt, so daß jedes Arbeitsgerät, das Grabungszelt, die Rucksäcke, Schuhe und Kleider mit dicken Lehmkrusten überzogen waren. Jedes geborgene Stück wurde sofort in das Zelt getragen, in Karton stoßsicher verpackt und von einem hilfsbereiten Bauern energisch bewacht. Jeder der vielen hundert Zuschauer, die sich im Laufe des Tages einfanden, wollte jedes Stück genauestens besichtigen, in die Hand nehmen und seinen Freunden zeigen und erklären. Um die Fundstelle drängte sich ein dicht geschlossener Halbkreis von Männern, Frauen und Kindern und den Ausgräbern war es nur mit freundlichem Zuspruch möglich, die Fundstelle zu verlassen oder wieder zu betreten. Liebenswürdige Bäuerinnen aber brachten heißen Tee, Weihnachtskuchen und luden die 2 Museumsbeauftragten zum Mittagessen ein. Es war aber nicht ratsam, den Schädel allein zu lassen, den die Spannung und Ungeduld wurden besonders groß, als die Vorhersage, daß an dem Schädel lange Stoßzähne sein würden, sich bestätigte und die Stoßzähne teilweise freigelegt waren. Ein besonders hilfsbereiter und eifriger Bauer wollte unbedingt seine Seilwinde vom Traktor an den Schädel [sic] befestigen und diesen so „mühelos“ herausziehen. Der Bürgermeister des Ortes, Weingroßhändler August Sutter stellte freundlicherweise seinen gummibereiften Traktoranhänger zur Verfügung, alle Einzelnteile [sic] des Schädels und der Zähne wurden in sicherer Verpackung auf eine dicke Strohschichte gelagert und in Schneckentempo ging es – begleitet von vielen Zuschauern – in das Haus des Bürgermeisters, der eine leere Kammer zur Aufbewahrung des Fundes bereitgestellt hatte. […]
Die Internationale Presse wurde von dem Fund verständigt und brachte Kurzmeldungen, ebenso auch der Rundfunk.
[…]
Der Fund wurde vom Bürgermeister August Sutter in Hohenwarth dem Krahuletzmuseum der Stadt Eggenburg geschenkt.“